Hume: Vernunft und Verstand

Für diesen wiki-Artikel habe ich mir drei Ziele gesetzt, 1. Abgestützt auf Hume´s Originaltext, zu beweisen, dass David Hume die Vernunft (reasoning) den Verstandestätigkeiten (acts of understanding) unterordnet, um so auf die fundamentale Bedeutung von Begriffsklarheit bei der Theorie-Auslegung hinzuweisen, 2. Die Bedeutung der wichtigsten Begriffe von David Hume in freier Rede darzustellen, und ihre Verwendung zu erklären, 3. An zwei Musterbeispielen der Erkenntnissuche (beides Originalbeispiele von David Hume), unter Beachtung, von David Hume´s Begriffsfestlegungen, die beiden empfehlenswertesten Erkenntniswege nachzuzeichnen.

1. Beweisschluss, dafür, dass David Hume in seiner Erkenntnistheorie die Vernunftschlüsse (reasoning) den Verstandesaktivitäten (acts of understanding) unterordnet. Und dafür, dass diese außergewöhnliche Bedeutungs-/Rangzuordnung für das Verstehen seiner Erkenntnistheorie, so unabdingbar wichtig ist, dass er diese Relation der Bedeutsamkeit zueinander eigens in einer zweiseitigen Fußnote definiert hat, und man daher, unabhängig davon ob man selbst die Vernunft für viel wichtiger hält, seine Erkenntnistheorie, nur unter der Beachtung dieser Hierarchie verstehen kann.

THN I, 1.3.7.5. (Nr. 20) Of the nature of the idea or belief. Herkunft: www.davidhume.org

„We may here take occasion to observe a very remarkable error, which being frequently inculcated in the schools, has become a kind of establish’d maxim, and is universally received by all logicians. This error consists in the vulgar division of the acts of the understanding, into conception, judgment and reasoning, and in the definitions we give of them. Conception is defin’d to be the simple survey of one or more ideas: Judgment to be the separating or uniting of different ideas: Reasoning to be the separating or uniting of different ideas by the interposition of others, which show the relation they bear to each other. But these distinctions and definitions are faulty in very considerable articles. For first, ’tis far from being true, that in every judgment, which we form, we unite two different ideas; since in that proposition, God is, or indeed any other, which regards existence, the idea of existence is no distinct idea, which we unite with that of the object, and which is capable of forming a compound idea by the union. Secondly, As we [SBN 97] can thus form a proposition, which contains only one idea, so we may exert our reason without employing more than two ideas, and without having recourse to a third to serve as a medium betwixt them. We infer a cause immediately from its effect; and this inference is not only a true species of reasoning, but the strongest of all others, and more convincing than when we interpose another idea to connect the two extremes. What we may in general affirm concerning these three acts of the understanding is, that taking them in a proper light, they all resolve themselves into the first, and are nothing but particular ways of conceiving our objects. Whether we consider a single object, or several; whether we dwell on these objects, or run from them to others; and in whatever form or order we survey them, the act of the mind exceeds not a simple conception; and the only remarkable difference, which occurs on this occasion, is, when we join belief to the conception, and are perswaded of the truth of what we conceive. This act of the mind has never yet been explain’d by any philosopher; and therefore I am at liberty to propose my hypothesis concerning it; which is, that ’tis only a strong and steady conception of any idea, and such as approaches in some measure to an immediate impression.“

Hervorgehoben habe ich lediglich, dass im Rahmen von logischen Schlüssen (reasoning), die Deduktion (inference) einzig und allein Vernunftbegründend ist, stärker als jeder andere Schluss, und überzeugender, als eine zusätzliche Prämisse zu bemühen (interpose another idea). Klar wird von der ersten bis zur siebten Zeile (Prämissen-Bildung), und speziell ab, der dreizehnten Zeile (Konklusion), dass er hier auch die Frage: Vernunft oder Verstand, sehr präzise beantwortet (wer oder was davon, kann mehr, als der andere?). Die Prämissen-Bildung: Die Verstandestätigkeiten (acts of the understanding) haben nach der Ansicht der klassischen Logik drei Aufgaben, das Betrachten (conception) ist definiert als simples Feststellen/Abfragen (simple survey) einer oder mehrerer Ideen, das Beurteilen (judgement) hingegen muss unterschiedliche Ideen trennen (separating) oder vereinigen (uniting) können, der Vernunftschluss (reasoning) muss, unter zu Hilfenahme anderer Ideen (by the interposition of others) unterschiedliche Ideen trennen und vereinigen können, um aufzuzeigen welche Beziehung (relation) sie einander schuldig sind (they bear each other). Hume hält diese Unterscheidungen (distinctions) und Definitionen (definitions) aufgrund vieler schwerwiegender Einwände für schlimm/absurd falsch (faulty in very considerable articles). Zwischen Zeile 7 und 12 demonstriert er beispielhaft, wie fehlerhaft solche Syllogismen sind, wenn sie daraus (aus dieser Dreiteilung) hervorgehen. Und er setzt ab Zeile 13 (beginnend) zu seinem eigenen Schluss an. Die Konklusion: Die Unterscheidung in drei Arten des Verstehens  (three acts of the understanding) hält er bei Licht besehen (taking them in a proper light) für falsch, da sie alle drei, das Betrachten (conception), das Beurteilen (judgement) und der Vernunftschluss (reasoning) nur unterschiedliche Arten ein konkretes Problem zu betrachten (nothing but particular ways of conceiving our objects) darstellen, und somit alle in 1 münden (they all resolves themselves into the first => understanding). Und für das Betrachten von konkreten Problemen braucht der handelnde Menschengeist (act of the mind) keine Vorgaben, oder Betrachtungsvorschriften (exceeds not a simple conception). Oft erscheint (occurs) uns der beste Betrachtungswinkel (this occasion, is, when we join belief to the conception) überhaupt erst beim Betrachten selbst (of what we conceive), und wir werden dabei  von der Wahrheit/Richtigkeit überzeugt (are perswaded of the truth). Der Denk-Akt des Geistes selbst (this act of the mind) wurde bisher noch von keinem Philosophen erklärt (never been yet explain´d by any philosopher) und daher, fordert er, die Freiheit in der Methodenwahl (and therefore I am at liberty to propose my hypothesis). Und lässt sich selbst, bei seiner Problem-Beschäftigung nur von der starken, und vertrauenserweckenden Ansicht leiten (´tis only a strong and steady conception of any idea), dass die beste Annäherung/Hypothese (approaches in some measures), genau die ist, die eine unmittelbare Zuversicht ausstrahlt (occurs – …to an immediate impression).

Fazit: Den Menschengeist selbst (act of the mind) hat noch keiner erklärt. Er selbst beschreibt das Ich-Bewusstsein als Summe aller Denkleistungen. Und so lange ihn niemand von einem besseren überzeugt, sind Betrachten (conception), Beurteilen (judgement), und Vernünfteln (reasoning) alle drei nur 1, nämlich, voneinander unterscheidbare Arten der Verstandestätigkeit (acts of understanding), und des Denkens an sich (inference of the mind). David Hume ordnet, die reine (ausschließliche) Vernunft (reasoning), als eine von drei Einzelleistungen unter die Verstandestätigkeiten (acts of understanding) unter, genauso wie das Betrachten (conception), und das Beurteilen (judgement). Alle drei sind nach seiner Ansicht, nichts anderes, als einzelne Typen von Denk-Akten (Teilleistungen des Gehirns). Der Menschengeist, insgesamt (all actions of the mind), also alle denkenden Abteilungen des Ich-Bewusstseins der lässt sich nicht vorschreiben, wie und womit, er zu denken hat. Die stärkste Schlusslogik (Syllogismus), ist die Deduktion (inference) und da alle, bei ihm mitdenken, heißt der stärkste Entschluss (dort wo er gelingt). => Deduktion, oder strenge Ableitung des Geistes (inference of the mind).

2.1. Die Bedeutung der wichtigsten Begriffe, von David Hume, in eigenen Worten

Empirie-gestützter Rationalismus = Apriori Vorannahmen (Hypothesen) aufstellen, und Prämissen bilden, und a posteriori, die Ergebnisannahmen auswerten und Theorien bilden

inference of the mind = Gesamtschluss des Menschengeistes

actions of the mind = operationale Denk-akte des Menschengeistes

Sinneswahrnehmung = Umwandlung von matters of fact zu impressions

Selbstwahrnehmung = Verknüpfen von impressions mit perceptions

Überzeugung = Verknüpfen mehrerer simple perceptions zu komplexe perceptions

relations of ideas = Verknüpfen von komplexe perceptions mit komplexe perceptions

ideas of belief = Verknüpfen von komplexe perceptions mit relations of ideas

2.2. Verantwortlichkeiten, und Arbeitsteilung der inferences/actions of the mind

imagination = Einbildungskraft, also sensation des Ich-Bewusstseins

memory = Gedächtnis, also perceptions, komplexe perceptions und relations of ideas

sensation = gelenkte Aufmerksamkeit des Ich-Bewusstseins

affections = gefühlte Impulswahrnehmungen des Ich-Bewusstseins

passions = heftig gefühlte Impulswahrnehmungen des Ich-Bewusstseins

feelings, emotions = ruhige Gefühle des Unterbewusstseins

understanding = Summe der Verstandesleistungen aus conception, judgement, reasoning

reasoning = Teilleistungsfähigkeit des Verstandes (1 aus drei), spezialisiert auf causation

associations (abstrakt) = Die drei Assoziationsgesetze identity, kontiguity und causation

associations (spezifisch) = die Zuordnung von Verstandeseinzelleistungen, zur jeweiligen Assoziationsaufgabe, judgement zu identity, conception zu kontiguity, reasoning zu causation

collaboration = synchronisierte, und kalibrierte Zusammenarbeit der actions of the mind

3. Zwei Musterbeispiele der Erkenntnissuche (beides Originalbeispiele von David Hume)

Die zwei möglichen Erkenntnisprinzipien: Die Philosophie des Geistes kennt zwei Arten der Erkenntnissuche (EHU, 1, 1ff).

Die eine betrachtet den Menschen als zum Handeln geboren, in diesem Handeln durch Geschmack und Gefühl beeinflusst, eine Sache anstrebend (Tugend, Lust, Wohlgefühl), eine andere Sache vermeidend (Laster, Schmerz, Unwohlsein). Diese Art generiert Erkenntnis durch Beobachtung, nennt die Regeln unserer Gefühle, lässt uns Tugend und Laster empfinden, trainiert unsere Herzen für Rechtschaffenheit und Ehre, und sieht darin den Endzweck causa finalis der Bemühungen. Sie wirkt aus sich selbst heraus, erzieherisch, durch die Gewohnheit. => Er plädiert hier, rein nur teleologisch (für das Gute), und ist Erkenntnistheoretisch, für einen Empirie-gestützten Rationalismus.

Die andere betrachtet den Menschen eher im Lichte eines vernünftigen als eines tätigen Wesens und bemüht sich mehr seinen Verstand zu bilden, als seine Sitten zu veredeln. Diese Art versucht durch spekulatives Nachdenken und Prüfen die Prinzipien zu finden, die unseren Verstand regeln, unsere Gefühle erregen, und uns dazu veranlassen, ein bestimmtes Ding, eine Handlung oder ein Betragen zu billigen oder zu tadeln. Sie wirkt durch die Einsicht in ihre Imperative, und stellt daher, Gesetze des Handelns auf die das richtige Handeln befehlen, statt jedermann dazu aufzufordern nach der Unterscheidung wahr oder unwahr, Tugend und Laster, Schönheit und Hässlichkeit selbst das richtige Handeln zu bestimmten. => Er plädiert hier, rein nur deontologisch (für das Richtige), und ist Erkenntnistheoretisch gegen den rein Theorie-gestützten Rationalismus.

Methodenvergleich: Er kennt sie alle beide gut, er mag aber, selbst nur Empirie-gestützten Rationalismus. Aber er will, die beiden Arten der Erkenntnissuche miteinander versöhnen (vereinigen), in dem er, die Tiefe der Vernunftüberlegungen (Rationalismus, apriorisch) zu den notwendigen Bedingungen von Klarheit und Wahrheit, mit der Neuheit, und der Evidenz von nachgewiesener Klarheit und Wahrheit (Empirismus, experimentell) verknüpft (EHU, 1, 16ff). Sein Plädoyer für einen Empirie-gestützten Rationalismus, bedeutet dabei: Apriori Überlegungen sind für ihn sehr wichtig. Sie müssen sorgfältig die Hypothesen (Vorannahmen) aufstellen, die nach dem Experiment, der Literaturrecherche oder dem Vernunftschluss, dann a posteriori, bedeutungsvolle empirische Theorien (Ergebnisannahmen) generieren sollen. Theorie und Empirie, sind also beide unabdingbar notwendig aufeinander angewiesen, und verhalten sich, im Kräfteverhältnis zueinander genau pari-pari. Sie sind in ihren Fähigkeiten (dem Erkenntnispotential) gleichstark, und sie sind, in ihrer Bedeutsamkeit (für den Erkenntniszuwachs) gleichwichtig.

Der Ursprung aller Vorstellungen (EHU, 2, 18ff): Die Auffassungsgabe des Geistes erfasst, bei David Hume Sinneswahrnehmungen, und Selbstwahrnehmungen, die ebenso in zwei verschiedene Klassen unterteilt sind, zum einen die sinnlich wahrgenommenen Eindrücke, und zum anderen, die vernunftreflektierten Vorstellungen.

Erkenntnisweg 1: Von den matters of fact, zu den wahrgenommenen impressions, und die Assoziation von perceptions, mit impressions oder anderen perceptions, zu den Vorstellungen höherer Ordnung. Erläuterungsbeispiel: Tatsächlicher Sonnenbrand matter of fact bedingt, den gefühlten Schmerz bei tatsächlichem Sonnenbrand, und somit, die wahrgenommene impression. Aber der zurückerinnerte Schmerz (und Lerneffekt, mehr Sonnenöl) vom verheilten Sonnenbrand des letzten Jahres, generiert die perceptions.

Erkenntnisweg 2: Von den aufgenommenen impressions, über imaginations, memories, und sensations, zu den relations of ideas (Lebenserfahrung), zu den komplexe perceptions, und zu den ideas of belief. Erläuterungsbeispiel: Jemand schildert dass er sich, verliebt habe => wahrgenommene impression. Ich erinnere mich memory daran, was die Liebe für mich bedeutet, falls ich sie selbst schon mal erlebt hatte. Die imagination lenkt, durch die affektive Erregung von Aufmerksamkeit sensations, den Menschengeist auf bewusste Kognitionen, und Reflektionen. Ich verstehe kognitiv sehr gut wie es ihm geht. => Ich kann aber sein Verliebt sein, dadurch nicht, selbst nachempfinden.

Ergebnis: Egal ob perceptions einfach oder komplex sind. Die perceptions erzeugen selbst, keine Affekte, sondern nur die impressions. Die Eindrücke stammen direkt aus der Wahrnehmung und sind, unmittelbar (direkt), stark, und sehr lebhaft. Die zurückerinnerten Vorstellungen, hingegen, sind gemäßigt, schwächer, und merklich affektreduziert. Die wahrgenommenen Eindrücke sind sinnlich, aber die erinnerten Vorstellungen sind vernunftreflektiert.

Die relation of ideas = 1. simple impressions, 2. simple perceptions, 3a. understanding, 3b. reasoning und 3c. passions, sowie 4. moral-Sentiments, tabellarisch:

1. Eindrücke impressions erzeugen, direkte, heftige, oder unruhige Gefühle passions.

2. Vorstellungen perceptions sind, indirekte, gezähmte und ruhigere Gefühle feelings, emotions.

3. Leidenschaften passions konkurrieren, mit den Verstandeskräften understanding, reasoning.

4. Ethisch urteilsfähige Gefühle moral-sentiments konkurrieren, hingegen, mit den passions.

Literaturverzeichnis

Zum Punkt 1 – Hume, D. (1739) A Treatise of Human Nature, die Herkunft des engl. Originals ist oben benannt, www.davidhume.org, dort hat diese Fußnote die Nr. 20, und ist blau abgesetzt. Der (Text-)Vergleich, einer veröffentlichten deutschen Version mit mir, relational zum Original (Interpretationsnähe), kann hier stattfinden. Ein Traktat über die menschliche Natur (THN-I), dt. ab 2013. Hg. Horst D. Brandt. Verlag: Felix Meiner, Hamburg, Fußnote 2 auf den Seiten 122 u. (beginnend) und 123 u. (abschließend)

Zu den Punkten 2, und 3 – Hume, D. (1748) Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand (EHU). Hg. Manfred Kühn (2015). Übers. Raoul Richter. Verlag: Felix Meiner, Hamburg.

Kommentare

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  • Die Unterscheidung von Vernunft und Verstand ist gerade in der Moralphilosophie zentral. Nicht nur für David Hume, sondern auch für Immanuel Kant. Für Kant ist die Vernunft dem Verstand übergeordnet, weil sie unabhängig von empirischen Zwecken operieren kann, etwa im Falle des kategorischen Imperativs. Vernunft im weiteren Sinne zerfällt also nach Kant im engeren Sinne einmal in die empirisch bedingte Vernunft (= Verstand) und in die reine praktische Vernunft (=Vernunft im strengen Sinne).

    Wenn Hume den Verstand (understanding) der Vernunft (reason) überordnet, wäre es interessant zu zeigen, inwiefern diese rationalitätstheoretische Unterscheidung Einfluss auf seine Theorie von Moralbegründung, Moralerkenntnis und Moralmotivation hat. Auch könnte man sich überlegen, wo Humes Theorie gegenüber Kants Theorie Vorzüge hat, und wo ihre Probleme liegen.

  • Für die (theoretische) Philosophie ist der Unterschied zwischen Vernunft und Verstand sicherlich zentral, sonst würde diese Unterscheidung, nicht so intensiv thematisiert werden. Für Hume selbst, ist es egal, ob man die richtige Moralentscheidung aus Gewohnheit (AV: konditioniertes Bauchgefühl), aus logischer Überlegung (AV: inference of the mind) oder, aus Gesetzestreue, Gerechtigkeitsempfinden, Mitfühlen und Wohlwollen, trifft.
    1. Hume unterscheidet theoretische und praktische Philosophie nicht, sondern, er will diese beiden Zweige der Philosophie (AV: theoretische, metaphysische und praktische, empirische), mit einander vereinigen (O-Ton: „Versöhnen“).
    2. Die Unterscheidung, mit Blick auf Kant, bei Hume dennoch einzufordern ist ein „Verbiegen“ seiner Prinzipien, die auf den Punkt gebracht lauten: „Das Identitäts-ICH lässt sich keine Vorschriften machen, ob es Empirie-unabhängig oder, Empirie-abhängig seine Vernunftschlüsse zieht, denn, das, entscheidet das ICH von Fall zu Fall selbst.“
    3. Theoretische Philosophie ist für David Hume sehr wichtig, zur Vorbereitung spekulativer Theorien, die sich dann nachfolgend, einer empirischen Überprüfung stellen müssen (AV: hier steht er in der Tradition Francis Bacons, und des „experimentum crucis“, oder aber, in der skeptischen Tradition, dort ist er ein direkter Vorfahre von Karl Popper, und dem „Kritischen Rationalismus“, bei dem sich, Theorien, zwar nicht verifizieren lassen aber sehr wohl sich, experimentell, bewähren müssen, um ein `allgemeines´ Recht auf Anerkennung einfordern zu können.).
    4. Hume stellt die empirische Überprüfung, über das rein Metaphysische (AV: über die dunkle Philosophie) und wenn, ein theoretischer Philosoph, sich irrt und auf die erste falsche Theorie, die Nächste aufbaut, dann kann das zu den `verderblichsten´ Ideologien führen (AV: bis zur `Hexenverbrennung´).
    5. Einem praktischen Philosophen passieren `natürlich´ auch Fehler, aber die Empirie, holt ihn auf den Boden der Wirklichkeit zurück, so dass, seine Theorie-folgen nicht `weltfremd´ oder gar `fantastisch´, entgleiten können.
    6. Sein Fazit: „Die Fehler der Religion sind `gefährlich´, die Fehler der Philosophie, sind dagegen nur `lächerlich´!“

    Mein Bezug zu Ihrer Frage:
    I. Da Hume, sich, theoretische Philosophie ohne Praktische nicht vorstellen kann ist er sicherlich kein `Transzendentalist´ und, insofern, ist Immanuel Kant tatsächlich ein sehr schlechtes `Vergleichsmedium´, weil sich, hier bereits, vor Anbeginn der Debatte die Prinzipienfrage stellt und jede fachliche Annäherung, somit unmöglich wird, oder utopisch erscheint.
    II. Hume ordnet nicht nur den Verstand (AV: als ein Organ, interpretativ, als das Großhirn) der Vernunft über, so das also, die Vernunft, eine von drei Teilleistungsfähigkeiten des Verstandes darstellt, sondern, vielmehr operieren Verstand, und Vernunft bei ihm nicht autonom sondern ständig, überwacht, oder beaufsichtigt, durch das Identitäts-ICH.
    III. Dass Hume neurobiologisch Recht hat, das fischt die Neo-Kantianer nicht an, denn, sie glauben `belief´ oder, sind sogar fest davon überzeugt `ideas of belief´, in der Transzendental-Philosophie, die bessere Methode zu haben oder, das objektivere Ergebnis zu generieren (AV: das kausalere Ergebnis?; also Kausalität, als `das Sittengesetz´ das selbst, notwendigerweise Kausalität hat, weil es bereits aus Kausalität hervorgegangen ist, nämlich, aus der Kausalität die `der reinen praktische Vernunft´ innewohnt).
    IV. Das alles nennt Hume an gut gelaunten Tagen, nur (träumerisch) `weltfremder´ Idealismus, und an schlecht, gelaunten Tagen, nennt er es eine dogmatische (häretische) Sittlichkeitstheologie. => Eine Gegenreligion der Vernunft!
    V. Kant und Hume können keine Freunde werden, insofern, kann man sie, zwar vergleichen aber dennoch keinen Nutzen für eine der beiden oder, gar für alle, beiden Seiten daraus ziehen.
    VI. Das GUTE liegt ziemlich sicher zwischen diesen beiden Extrempolen, insofern wäre, eine Theorie die beide philosophischen Prinzipien miteinander vereinigt, wohl der einzig denkbare, oder mögliche Fortschritt!?

    A. Ich selbst würde einen Vergleich zwischen, Descartes, Leibniz, Spinoza, Malebranche, oder Berkeley offensiv vorantreiben, weil, das generelle Bestehen, auf empirische Überprüfungen noch kein immanenter Widerspruch zum klassischen Rationalismus ist und, sein kann, und darf!
    B. Dabei würde herauskommen, das 3/4 aller Phänomene die Hume zugeschrieben wurden, nicht von ihm stammen und er als `Eklektiker´, alles in seine Theorien aufgenommen hat, was ihm sinnvoll und praktikabel erschien! => Es würde aber, genauso, herauskommen dass er sich vom klassischen Rationalismus (AV: von den rationalistischen Methoden), apriorisch (AV: das gibt’s bei David Hume auch), nicht unterscheidet! (z.B. Die Possibiltätstheorie, oder die metaphysische Sparsamkeit `Ockham´s Messer´ und, darüber hinaus, viele Methoden des `klassischen Rationalismus´ mehr.).
    C. Humes Motto könnte also lauten: „Ich denke, und experimentiere, also bin ich!“

  • Ich finde die Idee einer „experimentellen“ interpretation Humes interessant. Dennoch muss jedes Experiment eine Methode haben, die sich klar auf bestimmte Argumente zurückführen lässt, und zwar dann, wenn man die jeweilige Philosophie auf systematische Probleme hin befragt:

    – Inwiefern ist ein Übergang vom Sein (z.B. Gefühle) aufs Sollen möglich?
    – Wie verhalten sich Emotionalität und Rationalität zueinander?
    – Wie wird Moralität begründet, wie erkannt, und wie motiviert?
    – Und welche Rolle spielen dabei Rationalität und Emotionalität (eventuell im gemeinsamen Verbund?

  • Das ist eine Frage, die nicht zu leicht zu beantworten ist. Natürlich hat David Hume, bei der Erkenntnissuche (AV: nicht nur experimentell, sondern auch apriorisch, oder metaphysisch) eine bestimmte Methode (AV: der präzisere Ausdruck, wäre eine `bevorzugte´ Methode, das ließe, ihm, den Spielraum dass er auch anders könnte wenn die Situation es erfordert.) Wie ist diese bestimmt Methode? Eigentlich klassisch, apriorisch Prämissen, aufstellen, und wo theoretisch möglich auch schon erste Modell-Annahmen (AV: spekulative Theorien, entwickeln). Die Experimentalphase, darf man sich, nicht wie in der Naturwissenschaft vorstellen als tatsächliches Experiment. Sondern, die Experimentalphase, ist das als für eine Entscheidung notwendig erkannte. 1. Es kann sein, dass er versucht es theoretisch zu lösen, durch Kausalketten. (AV: Das ist, die Methode, die ihm am unsympathischsten ist, aber bei, der er, dennoch keine Skrupel kennt sie anzuwenden falls er, bei seiner Problem-Betrachtung conception, zu der Auffassung kommt, dass sie am ehesten Erfolg verspricht.) 2. Viel häufiger, ist, dass er in Bibliotheken recherchiert, und das, erläutere ich am besten an einem Beispiel. Ich vertrete, in der Zusammenfassung meiner wiki-Artikel, die Behauptung, dass David Hume als Historiker keine funktionelle Magnetresonanztomographie braucht (AV: fMRT, für Hirnprozesse), und auch, kein Cortisol-/oder Adrenalin-Screening im Blut (AV: zur Bestimmung, des hormonellen Stressniveaus), um die Natur des Menschen zutreffend beschreiben zu können. Auf den schwachen Determinismus, kam er rein logisch. (AV: da alles, andere, Beliebigkeit in den Ursachen nach sich zöge.) Aber die meisten, Erkenntnisse, zieht er aus Geschichtsbüchern in dem er die dokumentierten Gräueltaten reflektiert und speziell, am religiösen Furor, erkennt, wie sehr Aberglaube superstition den Verstand außer Kraft setzen kann. Der Mensch als Einzelwesen ist tendenziell human. Der Mensch, in wütenden, oder verängstigten Gruppen hingegen reagiert schlimm irrational, und in der Grausamkeit, wie ein bösartiges Tier. (AV: vgl. das in Brandgesteckte Asylbewerber Wohnheim, in Hoyerswerda, bei dem, zwei Mädchen im Alter von 7 und 9 völlig unnötig und sehr grausam starben.) David Hume, erkennt hier, ideologische Mechanismen die den Verstand außer Kraft setzen. Davon zu, unterscheiden sind Temperaments- und Charakterverfehlungen. Er wird gemeinhin, als ein Muster an Sozialverträglichkeit geschildert, und ist völlig, sprachlos, als Jean-Jaques Rousseau dem er zwei Jahre lang Kost- und Logis gewährte, ihn ohne, ersichtlichen Grund wild beschimpft!? Über solche Ereignisse, denkt David Hume, im stillen Kämmerlein nach und kommt zu dem Ergebnis, dass, wenn jemand, so hochintelligent ist wie Jean-Jaques Rousseau, und dennoch, die Leidenschaft den hochgebildeten Geist außer Kraft setzen kann, dann kann die Leidenschaft es auch bei Menschen die weniger intelligent sind. (AV: weniger Vernunftpotential haben.)
    Ergebnis:
    Die meisten Ergebnisse, gewinnt er, aus der Beobachtung und die ist bei ihm weniger Methode. (AV: also als kein, verbindlich, strukturiertes oder methodisch kanalisiertes Arbeitstool.) Sondern, mehr, sein eigentliches Wesen und seine innere Prinzipienhaltung. (AV: Er kann gar nicht anders.)
    Die Spiegelstriche, beantworte ich, bewusst nicht da ich zu allen vier Positions-fragen eine sehr konkrete Ansicht habe (AV: nur so, und nicht anders), und auch, aus dem Gedächtnis, wüsste wie und womit ich sie unzweifelhaft belege. Bspw. Dass David Hume ein moralischer Realist ist, kann in der Enquiry-II, ganz zu Beginn im Abschnitt 1, auf S. 3 einfach abgelesen werden. Und insofern, sollte, jemand der Rachel Cohon persönlich kennt vielleicht mal, mit ihr, darüber reden!?
    Da sich mehr, Seminarteilnehmer, für David Hume interessieren wäre es unfair jetzt den Zitat-Overkill zu produzieren. (AV: der bei, mir ja, schriftlich vorbereitet ist durch die ursprüngliche und jetzt nicht prüfungsrelevante, veraltete Version, des Hausarbeitskonzepts.) Das würde evtl., andere abschrecken, oder gar entmutigen und das wäre somit, nicht sozialverträglich „for good causes or for the public good.“
    Ich bringe, morgen, meine vier Antworten zu Ihren Fragen schriftlich mit. 1. Übergang Sein-Sollen. 2. Verhältnis Emotionen und Rationalität. 3. Moral Begründung. (AV: erkannt wird, sie nicht, da sie keine Sache in der Welt ist sondern vereinbart werden muss, und motiviert, muss sie, bei psychischem Normalzustand auch nicht werden da der Mensch, als ein Sozialwesen, zoon politicon, versucht dieser Gemeinschaft gerecht zu werden; Psychologen, nennen das, das `Prinzip der sozialen Erwünschtheit´ vgl. unten Zajonc/Tajfel und, Theorie der Sozialen Identität.) 4. Vernunft und Gefühl => Immer wechselseitig, voneinander abhängig, außer in T 2.3.3.4. und dort geht es nicht um Moral, sondern, um Anthropologie. (AV: wie der Mensch ist, und nicht, wie er sein sollte.)

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwifsIDwgpLSAhWDBZoKHUtzA_UQFggkMAA&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FRobert_Zajonc&usg=AFQjCNEe-hLSgUdKZRNvZNoPPe9AQTM1dA

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjI0PiJg5LSAhWKNJoKHZYIBQUQFgghMAA&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FHenri_Tajfel&usg=AFQjCNHO2slqvgo8Nlq5XRKkJ6GO3gGWug

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjI0PiJg5LSAhWKNJoKHZYIBQUQFggsMAE&url=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2Fwiki%2FTheorie_der_sozialen_Identit%25C3%25A4t&usg=AFQjCNEL4YUpSjfexPydD1IovUSQPgz2gQ

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