Kommentare

Dieser Beitrag hat momentan 4 Kommentare

  • Während unseres Tutoriums, am 23.01.2017, sind wir etwas unglücklich auf Friedrich Nietzsche zu sprechen gekommen. Meine Auffassung war dabei, dass das Protokoll von Sophia Heuer in dem Sinne super toll ist, dass es, die Ansichten von Friedrich Nietzsche sehr präzise wiedergibt, und auch erläutert. => Danke, Sophia!

    Dass ich selbst, aber, die Person Friedrich Nietzsche für einen schlimmen Rassisten, Chauvinisten, und v.a. für einen Antimoralisten halte. Diese persönliche Auffassung, hatte ich, in einem eigenen Kommentar unter diesem Protokoll, auch genauso, also nur gegen Friedrich Nietzsche (als Person) gerichtet, und nicht etwa, gegen Sophia´s-Protokoll zum Ausdruck gebracht. Meinen Kommentar diesbezüglich, kann jeder, der mag an angegebener Stelle nachlesen. Additiv, zum diesem Kommentar, möchte ich hier einige Passagen aus unserem Text zu Friedrich Nietzsche vorstellen, die meine Haltung begründen sollen. Zum Hinweis, man solle jeden der vorgestellten Autoren, so wohlwollend als nur irgend möglich lesen. Kann ich nur sagen, dass dies generell, und ganz allgemein auch meine Art und persönliche Überzeugung ist. Dass es aber für mich, in der Causa Nietzsche, gar nichts wohlwollend zu lesen, und auch nichts zu relativieren gab. Und ich möchte, auch dabei, den Bezug zu den Nazis nicht überdehnen. Denn m. E. war Friedrich Nietzsche, objektiv, also in jedem nur denkbaren Universum auch solche, ganz ohne Nazis, ein Rassist, Chauvinist, Antisemit, Sozialdarwinist, und ein ausgemachter Antimoralist. Bei meinem normativen Werturteil, über Friedrich Nietzsche, sowohl als Person (ad hominem) als auch, über sein Werk (ad rem), rekurriere ich, auf die folgenden Textzeilen aus der Genealogie (die sich noch beliebig vermehren ließen).

    Mein eigener Wertmaßstab, bei dieser Textauslegung, von Friedrich Nietzsche orientiert sich an den folgenden normativen Vorgaben (staatsverfasste, also konstituierte normative Prämissen).
    GG – Artikel 1 – (v. 23. Mai 1949)
    1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
    (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
    (3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

    Textbeispiel Friedrich Nietzsche.
    „Die Kelten beiläufig gesagt, waren durchaus eine blonde Rasse; man thut Unrecht, wenn man jene Streifen einer wesentlich dunkelhaarigen Bevölkerung, die sich auf sorgfältigeren ethnographischen Karten Deutschlands bemerkbar machen, mit irgend welcher keltischen Herkunft und Blutmischung in Zusammenhang bringt, wie dies noch Virchow thut: vielmehr schlägt an diesen Stellen die vor-arische Bevölkerung Deutschlands vor. (Das Gleiche gilt beinahe für ganz Europa: im Wesentlichen hat die unterworfene Rasse schließlich dasselbst wieder die Oberhand bekommen, in Farbe, kürze des Schädels, vielleicht sogar in den intellektuellen und socialen Instinkten: wer steht uns dafür, ob nicht die moderne Demokratie, der noch modernere Anarchismus und namentlich jener Hang zur `Commune´, zur primitivsten Gesellschafts-Form, die allen Socialisten Europa´s jetzt gemeinsam ist, in der Hauptsache einen ungeheuren Nachschlag zu bedeuten hat – und dass die Eroberer- und Herren-Rasse, die der Arier, auch physiologisch im Unterliegen ist? …) Das lateinische bonus glaube ich als `den Krieger´ auslegen zu dürfen: vorausgesetzt dass ich mit Recht bonus auf ein älteres duonus zurückführe (…). Bonus somit als Mann des Zwistes, der Entzweiung (duo), als Kriegsmann: man sieht, was im alten Rom an einem Manne seine `Güte´ ausmachte. Unser deutsches `Gut´ selbst: sollte es nicht `den Göttlichen´, den Mann `göttlichen Geschlechts´ bedeuten? Und mit dem Volks- (ursprünglich Adels-) Namen der Gothen identisch sein? Die Gründe zu dieser Vermuthung gehören nicht hierher. -“

    Ich rekapituliere:
    1. Die Kelten waren eine blonde Rasse, und man thut ihnen Unrecht, wenn man ihnen die Blutmischung und somit die dunkle Haarfarbe zur Last legt. => Mein Verständnis: Die Haarfarbe bestimmt hier, über den Wert, oder Unwert eines Menschen.
    2. Die einst (durch die vor-arische Rasse) unterworfene Rasse, hat wieder die Oberhand gewonnen, was man erkennt, an der Farbe und Kürze des Schädels, sowie in den intellektuellen und socialen Instinkten. => Mein Verständnis: Rassenideologie, die auf Körperlichkeit beharrt (in Farbe, und Kürze des Schädels), hat nichts mit dem Intellekt, und auch nichts mit dem sozialem Mitfühlen, einer Person zu tun. Und auch nichts, mit den menschlichen Instinkten ganz allgemein, soweit, wie man selbst, die Tugend der Menschlichkeit als das höchste Gut jener Instinkte ansieht.
    3. Die Arier sind eine Eroberer- und Herrenrasse. => Mein Verständnis: Die Arier sind tatsächlich, eine linguistische Ethnie, aus dem Hochland des heutigen Iran, und sie sind alle Schwarzhaarig. Und wenn man ihnen sagt, Hitler habe behauptet, die `echten´ Arier seien blond gewesen. Dann antworten sie (im Interview) ganz spontan, dass dieser Hitler, wohl sehr verrückt gewesen sein muss.
    4. Das Kriegsmann sein, ist generell toll! Und vermischt es sich (dieses Kriegsmann sein wollen) dann, auch noch, mit deutschem Blut, so bedeutet dieses `Gut´ die Erhebung `zum Göttlichen´, und erschafft den Mann `göttlichen Geschlechts.´ Der ein Gothe ist. => Mein Verständnis: Das ist Rassismus, Chauvinismus und Sozialdarwinismus, alle drei in einem, ganz genau wie beim Überraschungs-ei, nur sind die drei `Begriffe´, nicht für Kinder geeignet.

    Verlinkt habe ich, für Euch, zwei (Aussagen-)unterstützende Themen-Videos
    1. Sir Richard Evans, Cambridge, GB, mit seinem (Gast-)Vortrag an der University of Saalford, mit dem Titel: „German National Identity“ (YouTube-Video, 80min, in engl.)
    https://www.youtube.com/watch?v=CdYev31IYgg
    2. Mo Asumang (Doku 2014) mit dem Titel: „Die Arier“ (YouTube-Video, 90min, in dt.)
    https://www.youtube.com/watch?v=6_zpk5RSSOs

    • 1. Der Vorwurf des Antimoralismus gegen Nietzsche geht ins Leere, da Nietzsche ohnehin gegen Moral argumentiert.

      2. Rassenlehre war zu Zeiten Nietzsches eine akzeptierte Theorie. Wenn jemand sich jemand heute argumentativ auf die Evolutionstheorie beruft und diese in hundert Jahren abgelöst wurde von einer neuen Vorstellung, ist eine Verurteilung der Person auf dieser Grundlage argumentativ schwach, da Wissen zu Grunde gelegt wird, zu dem der ursprüngliche Verfasser keinen Zugang hatte.

      3. Der Wertmaßstab, den Sie anlegen stammt laut eigener Datierung aus einer Zeit nach Nietzsche. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre es ihm deshalb nicht möglich gewesen sich nach diesem zu richten.

      4. Auch wenn Nietzsche ein schrecklicher Mensch gewesen wäre, so disqualifiziert das keine einzige seiner Thesen.

      K: Der Angriff auf Nietzsche der hier geführt wird läuft ins Leere und ist keine Auseinandersetzung mit den Überlegungen, sondern eine Rechtfertigung, warum diese erst gar nicht angestellt werden.

  • Hi Felix, sag bitte Du zu mir, sonst fühle mich so alt wie ich aussehe. 😉

    Ich gehe mal zuerst, auf Deinen Punkt K ein, also auf Deine attestierte Rechtfertigung in Zusammenhang mit der Kritik (Nietzsche), `erst gar nicht´, verstehen zu wollen.
    1. Verstehen möchte ich, sehr wohl, und das ist auch nicht zu Letzt der Grund warum mich, hier, für Nietzsche interessiere.
    2. Allerdings, fällt es mir bisher schwer, andere Inhalte in seinen Worten zu sehen als die welche ich oben dargestellt habe.
    Bezogen auf die `oben´ ausgewertete Passage, war das mein Ergebnis.
    1. Die Kelten waren eine blonde Rasse, und man thut ihnen Unrecht, wenn man ihnen die Blutmischung und somit die dunkle Haarfarbe zur Last legt.
    => Mein Verständnis: Die Haarfarbe bestimmt hier, über den Wert, oder Unwert eines Menschen.
    2. Die einst (durch die vor-arische Rasse) unterworfene Rasse, hat wieder die Oberhand gewonnen, was man erkennt, an der Farbe und Kürze des Schädels, sowie in den intellektuellen und socialen Instinkten.
    => Mein Verständnis: Rassenideologie, die auf Körperlichkeit beharrt (in Farbe, und Kürze des Schädels), hat nichts mit dem Intellekt, und auch nichts mit dem sozialem Mitfühlen, einer Person zu tun. Und auch nichts, mit den menschlichen Instinkten ganz allgemein, soweit, wie man selbst, die Tugend der Menschlichkeit als das höchste Gut jener Instinkte ansieht.
    3. Die Arier sind eine Eroberer- und Herrenrasse.
    => Mein Verständnis: Die Arier sind tatsächlich, eine linguistische Ethnie, aus dem Hochland des heutigen Iran, und sie sind alle Schwarzhaarig. Und wenn man ihnen sagt, Hitler habe behauptet, die `echten´ Arier seien blond gewesen. Dann antworten sie (im Interview) ganz spontan, dass dieser Hitler, wohl sehr verrückt gewesen sein muss.
    4. Das Kriegsmann sein, ist generell toll! Und vermischt es sich (dieses Kriegsmann sein wollen) dann, auch noch, mit deutschem Blut, so bedeutet dieses `Gut´ die Erhebung `zum Göttlichen´, und erschafft den Mann `göttlichen Geschlechts.´ Der ein Gothe ist.
    => Mein Verständnis: Das ist Rassismus, Chauvinismus und Sozialdarwinismus, alle drei, in einem!

    Einwenden könnte man jetzt:
    1. Dass ich eine besonders drastische Passage ausgewählt hätte? => Das kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich, von Nietzsches Texten viel zu wenig.
    2. Dass der Wertmaßstab, den ich dabei anlege, aus einer anderen Zeit stammt? => Das ist für mich nicht von Bedeutung, da für mich Menschenwerte, `universell´ gültig sind.
    3. Dass die Rassenlehre, zu seiner Zeit eine akzeptierte Theorie gewesen sei? => Richtig ist, natürlich, dass es Rassenideologien in der Zeit überall gab, also nicht nur in Deutschland, sondern, auch in demokratischen (republikanischen) Ländern.
    4. Allerdings wird bei freier Rede und Debatten in der Öffentlichkeit, der Dogmatismus so einer Ideologie, kommunikativ erkannt, und zumeist auch eingeschränkt. => Keines der angelsächsischen Länder, hat vergleichbar grausame Folgen, aus der `damaligen´ geistigen Verwirrung einzelner Wissenschaftler generiert.
    5. Meine erste Überlegung geht vom Menschenbild aus und hier ändert sich, auch für Nietzsche, nichts, d.h. wenn er einen Funken Menschlichkeit leben würde dann verbieten sich für ihn solche Denkweisen und Ausdrücke.
    6. Nichts destotrotz kann man natürlich die Zeit (Ende 19. Jahrhundert) als Abmilderungsfaktor sehen? => Ja, kann man, aber universelle Menschenrechte waren damals, schon 150 Jahre, lang bekannt (als universeller Wert).
    7. Was ist wenn wir uns, nur auf Deutschland beschränken? => Nun, wir könnten beispielsweise Immanuel Kant dafür rügen, dass er die Frau, nicht als dem Manne ebenbürtig ansieht. => Aber ich würde mit Blick auf den Menschheitszweck sofort, ein gutes Wort für Kant einlegen, und auch einlegen müssen. => D.h. die Bilanz ob jemand ein schlimmer Rassist ist oder, ein engagierter (honoriger) Sittlichkeitsforscher, die ergeht, für mich z.T. aus der Relation zwischen den geäußerten Rassismen, und den (von mir), als `ethisch´ wertvoller angesehenen Textpassagen. => Und hier kommt in der Tat Immanuel Kant bei mir gut, ich teile zwar die Begeisterung für Deontologie nicht, weiß aber sehr wohl welche Bedeutung er in philosophischen Wertdebatten der letzten (gut) 200 Jahre eingenommen hat. => Und da man Werte nicht auf Papier schreibt, sondern direkt ins Herz hinein, ist die Debatte und das Kommunizieren des Kategorischen Imperativs, für mich eine sehr ehrbare Sittlichkeitsleistung (AV: ein leidenschaftliches, individuelles Bemühen um mehr Sittlichkeit in der Welt). => Was mir bei Nietzsche bisher fehlt, das sind Textpassagen die so gut, so menschlich und, so warmherzig sind dass man sie, semantisch, nicht verbiegen muss, um sich das Gute einzureden das aus den Worten so unmittelbar nicht hervorgeht.
    8. Ob Nietzsche ein schrecklicher Mensch war (ad hominem), ist für mich völlig unbedeutend. => Allerdings interessieren mich (ad rem) seine Texte und, wenn die, für mich böses beinhalten dann sind die so (in diesem Duktus) vorgetragenen Thesen, für mich, keine philosophische Theorie, oder gar eine normative Ethik sondern nur, Dogmatismus, und ideologische Brandstiftung zu eigennützigen Zwecken.
    9. Dass er sich selbst, gegen die Moral richtet (AV: überkommene Christenmoral), das wäre für mich nur dann von Bedeutung, wenn er so (AV: auf diesem Wege), eine neue, eine noch viel bessere Wertordnung erschaffen würde. => Und das sehe ich bisher nicht. => Man kann zwar an der Christenmoral Kritik üben und bisweilen, muss man, sogar, scharfe Kritik daran üben (AV: etwa in Bezug zu Religionskriegen). => Aber man sollte, dann, selbst einen `moralischen´ Pfeil im Köcher haben (AV: als philosophischer Kritiker), der viel besser trifft, als die Nächstenliebe!

  • So lieber Felix, ich habe mir, Deine Anregung zu Herzen genommen und recherchiert, und bei Friedrich Nietzsche, tatsächlich, etwas gefunden das ich philosophisch, kritisch oder skeptisch nennen würde. Und es ist frei Rassismen! => Alles was ich selbst noch daran aussetzen könnte, ist einzig, das negative Menschenbild, dass zwischen den Zeilen hervorscheint. Aber das, scheint mir für einen Kritiker der aufrütteln will, ganz normal zu sein. (AV: auch Hume und Kant hören sich bisweilen, beim Kritisieren, etwas Missmutig an.)
    Nietzsche, F. (1873) „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne“, der Text ist online, und kostenfrei, über das Projekt Gutenberg zugänglich (das ich unten verlinke).
    1. Das präsentierte Menschenbild (kritisch/bis sehr kritisch)
    „In irgend einem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der „Weltgeschichte“: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben. – So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt. (…)“
    2. Das dürfte die Anklage, oder die Kritik, an der `menschlichen´ Verlogenheit und Unredlichkeit sein, auf die Du mich aufmerksam gemacht hast
    „(…)Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das im erborgten Glanze Leben, das Maskiert-sein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz, dass fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte. Sie sind tief eingetaucht in Illusionen und Traumbilder, ihr Auge gleitet nur auf der Oberfläche der Dinge herum und sieht „Formen“, ihre Empfindung führt nirgends in die Wahrheit, sondern begnügt sich, Reize zu empfangen und gleichsam ein tastendes Spiel auf dem Rücken der Dinge zu spielen. (…)“
    3. Seine Abscheu vor dem Wahrheitsspiel, das die Menschen, miteinander, treiben und hintertreiben
    „(…)Jetzt wird nämlich das fixiert, was von nun an „Wahrheit“ sein soll, das heißt, es wird eine gleichmäßig gültige und verbindliche Bezeichnung der Dinge erfunden, und die Gesetzgebung der Sprache gibt auch die ersten Gesetze der Wahrheit: denn es entsteht hier zum ersten Male der Kontrast von Wahrheit und Lüge. Der Lügner gebraucht die gültigen Bezeichnungen, die Worte, um das Unwirkliche als wirklich erscheinen zu machen; er sagt zum Beispiel: „ich bin reich“, während für seinen Zustand gerade „arm“ die richtige Bezeichnung wäre. (…)“
    4. Eine frühe `Gender´- Kritik an der Sprache (der Baum, die Pflanze => reine Willkür)
    „(…)Wir teilen die Dinge nach Geschlechtern ein, wir bezeichnen den Baum als männlich, die Pflanze als weiblich: welche willkürlichen Übertragungen! Wie weit hinausgeflogen über den Kanon der Gewissheit! Wir reden von einer „Schlange“: die Bezeichnung trifft nichts als das Sich-winden, könnte also auch dem Wurme zukommen. Welche willkürlichen Abgrenzungen, welche einseitigen Bevorzugungen bald der bald jener Eigenschaft eines Dinges! Die verschiedenen Sprachen, nebeneinander gestellt, zeigen, dass es bei den Worten nie auf die Wahrheit, nie auf einen adäquaten Ausdruck ankommt: denn sonst gäbe es nicht so viele Sprachen. (…)“
    5. Seine Kritik am Wahrheitsbegriff
    „(…)Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien, Anthropomorphismen, kurz eine Summe von menschlichen Relationen, die, poetisch und rhetorisch gesteigert, übertragen, geschmückt wurden, und die nach langem Gebrauch einem Volke fest, kanonisch und verbindlich dünken: die Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen, in Betracht kommen. (…)“
    6. Seine Abscheu vor dem `Idealismus´
    „(…)Es hat gewiss jeder Mensch, der in solchen Betrachtungen heimisch ist, gegen jeden derartigen Idealismus ein tiefes Misstrauen empfunden, so oft er sich einmal recht deutlich von der ewigen Konsequenz, Allgegenwärtigkeit und Unfehlbarkeit der Naturgesetze überzeugte; er hat den Schluss gemacht: hier ist alles, soweit wir dringen, nach der Höhe der teleskopischen und nach der Tiefe der mikroskopischen Welt, so sicher, ausgebaut, endlos, gesetzmäßig und ohne Lücken; die Wissenschaft wird ewig in diesen Schachten mit Erfolg zu graben haben, und alles Gefundene wird zusammenstimmen und sich nicht widersprechen. (…)“
    7. Seine Kritik, an der Wissenschaft und, am wissenschaftlichen Wahrheitsbegriff
    „(…)Wenn schon der handelnde Mensch sein Leben an die Vernunft und ihre Begriffe bindet, um nicht fortgeschwemmt zu werden und sich nicht selbst zu verlieren, so baut der Forscher seine Hütte dicht an den Turmbau der Wissenschaft, um an ihm mithelfen zu können und selbst Schutz unter dem vorhandenen Bollwerk zu finden. Und Schutz braucht er: denn es gibt furchtbare Mächte, die fortwährend auf ihn eindringen und die der wissenschaftlichen „Wahrheit“ ganz anders geartete „Wahrheiten“ mit den verschiedenartigsten Schildzeichen entgegenhalten. (…)“
    8. Seine Verachtung, oder Geringschätzung des menschlichen Intellekts
    „(…)Der Mensch selbst aber hat einen unbesiegbaren Hang, sich täuschen zu lassen, und ist wie bezaubert vor Glück, wenn der Rhapsode ihm epische Märchen wie wahr erzählt oder der Schauspieler im Schauspiel den König noch königlicher agiert, als ihn die Wirklichkeit zeigt. Der Intellekt, jener Meister der Verstellung, ist so lange frei und seinem sonstigen Sklavendienste enthoben, als er täuschen kann, ohne zu schaden, und feiert dann seine Saturnalien. Nie ist er üppiger, reicher, stolzer, gewandter und verwegener: mit schöpferischem Behagen wirft er die Metaphern durcheinander und verrückt die Grenzsteine der Abstraktionen, so dass er zum Beispiel den Strom als den beweglichen Weg bezeichnet, der den Menschen trägt, dorthin, wohin er sonst geht. (…)“
    9. Seine Konklusion `So steht es um den Menschen´
    „(…)Während der von Begriffen und Abstraktionen geleitete Mensch durch diese das Unglück nur abwehrt, ohne selbst aus den Abstraktionen sich Glück zu erzwingen, während er nach möglichster Freiheit von Schmerzen trachtet, erntet der intuitive Mensch, inmitten einer Kultur stehend, bereits von seinen Intuitionen, außer der Abwehr des Übels, eine fortwährend einströmende Erhellung, Aufheiterung, Erlösung. Freilich leidet er heftiger, wenn er leidet: ja er leidet auch öfter, weil er aus der Erfahrung nicht zu lernen versteht und immer wieder in dieselbe Grube fällt, in die er einmal gefallen. Im Leide ist er dann ebenso unvernünftig wie im Glück, er schreit laut und hat keinen Trost. (…)“
    Die Quelle:
    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjgh_W__-zRAhVMVhoKHeOqChEQFgghMAA&url=http%3A%2F%2Fgutenberg.spiegel.de%2Fbuch%2F-3243%2F1&usg=AFQjCNFd2inFBadZkECqr6J1yJAwGh1Jrw

Schreibe einen Kommentar zu Felix Paesler Antworten abbrechen

Sidebar